Bericht Schweizer Juden – jüdische Schweizer

Bericht Schweizer Juden – jüdische Schweizer

Kurz vor den jüdischen Herbstfeiertagen lud die CJA, die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft, Mitglieder und Gäste zu einem spannenden Vortrag von Dr. Herbert Winter ein. Der Referent, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) und seit wenigen Wochen Vorsitzender des Schweizer Rats der Religionen, führte die interessierten Zuhörer durch die Geschichte der Juden in der Schweiz, ausgehend von den Surbtaler Gemeinden Endingen und Lengnau bis zu den Zuwanderern aus  Nordafrika, Osteuropa, Russland bis  zu den Flüchtlingen aus Deutschland während dem Zweiten Weltkrieg. Im Gegensatz zu vielen heutigen Immigranten kamen diese Familien nicht mit  der Hoffnung, später wieder in ihre ursprüngliche Heimat zurück zu kehren, sondern sie hatten den Wunsch, in der Schweiz zu bleiben, hier neue Wurzeln zu schlagen und sich auch an ihrem neuen Wohnort zu integrieren. Dieser Wille erleichterte die Assimilation, was sich auch dadurch auszeichnete, dass die meisten rasch die deutsche Sprache, auch den Dialekt, erlernten und sich bereits die nächste Generation von den „Ur-Schweizerjuden“ nicht mehr unterschied.

Bald standen sie vor der gleichen Frage, die häufig gestellt wird: Schweizer Juden oder Jüdische Schweizer? Die Antwort von Dr. Herbert Winter lautet klar: beides. So wie die Schweizer Jurassier auch jurassische Schweizer, die Schweizer Christen auch christliche Schweizer sind, gibt es auch bei der jüdischen Bevölkerung kein Entweder-Oder. Soldaten, Berufsleute, Bürgerinnen und Bürger, da spielt die Religion überhaupt keine Rolle. Den meisten Juden sieht man ihre Religion überhaupt nicht an, die Orthodoxen, welche in einzelnen Zürcher Quartieren ersichtlich sind, machen etwa 10% aller Israeliten aus, wobei bei der stagnierenden Gesamtzahl von knapp 18‘000 Personen (= 0.3% der Schweizer Gesamtbevölkerung) die Juden eh  eine kleine Gruppe ist.

Wie steht es mit der Loyalität Schweiz – Israel? Dr. Herbert Winter präzisierte: die Schweiz ist das Vaterland, Israel das Mutterland, schmunzelnd erklärt er, dass er bei einem Fussballmatch Schweiz-Israel in der Schweiz für Israel Fan ist, wenn er jedoch in der Schweiz das Spiel verfolgt, sein Herz eher für Israel schlägt, ein gerechter Ausgleich.

Eine anregende Diskussion folgte den interessanten Ausführungen, die der Referent humoristisch mit dem folgenden Witz beendete:

Ein Jude klagt Gott sein Leid: „Lieber Gott,“ sagt er, „was soll ich machen? Ich habe einen guten Sohn, einen frommen Sohn. Ich machte für ihn ein schönes Testament. Und nu hat mein Sohn sich lassen taufen!“ „Oweh,“ sagt Gott, „das hab ich auch erlebt: Auch ich hatte einen guten Sohn, einen frommen Sohn. Ich habe auch ihm ein schönes Testament gemacht. Und er hat sich taufen lassen!“ „Und was hast Du in Deiner Not getan? „Nu sagt Gott, was sollte ich tun? Ich habe ihm ein Neues Testament gemacht…'“